
In vielen Immobilienanzeigen fehlt die Auskunft über die Energieeffizienz des Gebäudes – obwohl hierfür hohe Bußgelder drohen. Tatsächlich können Immobilienbesitzer von einem ausführlichen Energieausweis finanziell profitieren, wie eine aktuelle Studie zeigt. Beim Vermieten oder Verkaufen einer Immobilie ist die Vorlage eines Energieausweises seit 2014 verpflichtend. Laut einer Analyse des Kieler Instituts für Weltwirtschaft fehlt die entsprechende Angabe jedoch in der Hälfte der Miet- und Kaufinserate. Einen sogenannten Bedarfsausweis enthalten nur gut 20 Prozent der Anzeigen, rund 30 bis 40 Prozent liefern immerhin noch den Verbrauchsausweis mit. Zwar drohen im Fall von Verstößen bei der Ausstellung oder Verwendung eines Energieausweises Bußgelder von bis zu 10.000 Euro. Doch aufgrund fehlender Kontrollen werden die Behörden nur selten aktiv. Dabei können Immobilieneigentümer von einem ausführlichen Energieausweis profitieren: Laut Studie erzielen Eigentumswohnungen mit der Energieeffizienzklasse A+/A aktuell einen Aufpreis von rund 650 Euro pro Quadratmeter gegenüber vergleichbaren Wohnungen der Energieeffizienzklasse D/E. Bei der Monatsmiete beträgt der Aufpreis rund 0,85 Euro pro Quadratmeter. Voraussetzung für die Preisaufschläge ist allerdings, dass die Energieeffizienz mit dem Bedarfsausweis nachgewiesen wird. Beim Verbrauchsausweis fallen die Aufschläge dagegen deutlich geringer aus.
Viele Eigentümer würden Immobilie nur unter Zwang sanieren!
Viele Verbraucher scheuen energetische Sanierungen. Der Einbau einer Wärmepumpe oder eine bessere Dämmung? Die Vorbehalte sind laut einer neuen Umfrage groß - ebenso wie die Verwirrung um Förderprogramme.
Viele Immobilieneigentümer in Deutschland sind einer Umfrage zufolge nur mit Zwang zu energetischen Sanierungen bereit. Gut 30 Prozent der Befragten gaben in einer Studie der Direktbank ING an, sie würden ihre Immobilie zur Steigerung der Energieeffizienz nur sanieren, wenn sie gesetzlich dazu verpflichtet wären. Bei einer Befragung im Vorjahr hatten das sich nur rund 12 Prozent so geäußert.
Weitere rund 18 Prozent erklärten nun, sie wären willens für energetische Sanierungen, wenn es finanzielle Unterstützung - etwa Zuschüsse oder Steuererleichterungen - gebe, die komplett die Kosten deckten. Knapp neun Prozent machen Sanierungen von Hilfen abhängig, die zumindest teilweise die Kosten ausgleichen.
Auch Aussichten auf sinkende Kosten überzeugen viele nicht
«Die grüne Wende am Wohnimmobilienmarkt ist unter deutschen Verbrauchern kein Herzensprojekt und wird vermutlich auch keines werden», schreiben die Autoren. Aufklärungsarbeit allein werde für einen umweltfreundlichen Umbau des Gebäudesektors nicht reichen, der für 30 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich sei und nach dem Willen der EU umweltfreundlicher werden soll.
In der Umfrage sagten gut ein Viertel der Befragten (26,9 Prozent), für eine Sanierung müssten sie überzeugt sein, dass Einsparungen bei den Energiekosten den Aufwand aufwiegen. Nur knapp acht Prozent gaben an, sie müssten von der Wirkung der Sanierung mit Blick auf Nachhaltigkeit überzeugt sein. Für die Studie wurden im Herbst ca. 1.000 Menschen repräsentativ vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos online befragt.
Befragte haben Überblick bei Förderprogrammen verloren
Die Scheu vor Kosten ist demnach groß. So erklärten mehr als ein Drittel der befragten Eigentümer, die in den vergangenen drei Jahren keine Sanierungsmaßnahmen ergriffen, dass zu hohe Kosten beziehungsweise zu wenig staatliche Förderung der Grund dafür war. Im Vorjahr lag der Anteil nur bei rund einem Viertel.
Offenbar hätten die Befragten «im Hin und Her um gestoppte und dann wieder aufgenommene Förderprogramme den Überblick verloren», glaubt die ING. Denn es gebe durchaus Förderungen - sowohl für den klimafreundlichen Neubau als auch für Sanierung und Modernisierung bestehender Gebäude.
Allerdings seien Sanierungen teuer: Die Kosten für Dachdeckungs-, Klempner- und Verglasungsarbeiten, Wärmedämm-Verbundsysteme oder Heiz- und zentrale Wassererwärmungsanlagen liegen der Studie zufolge je um rund 50 Prozent höher als 2019.
Helfen werde wohl nur eine Mischung aus Anreizen und gesetzlicher Verpflichtung, meint die ING mit Blick aufkommende EU-Regeln. «Die Devise für die vor uns liegenden Jahre wird wohl eher Fordern und Fördern, Zuckerbrot und Peitsche lauten.» Nach dem Willen des Europaparlaments müssen viele Gebäude in der EU umweltfreundlicher werden, der Energieverbrauch soll mittelfristig deutlich sinken.